Jesus, der uns die Liebe lehrt und vorlebt
GOTT
Jesus, mein Menschensohn, wurde von einem
Gesetzeslehrer des Volkes Israel gefragt, welches Gebot das erste von allen
sei. Jesus antwortete ihm: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott,
ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem
Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als
zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein
anderes Gebot ist größer als diese beiden.
Markus 12,29-31
Als Jesus nach seiner Auferstehung nicht mehr bei
seinen Jüngern und Jüngerinnen war, glaubten einige, dass die Liebe zu mir
wichtiger sei als die Liebe zum Nächsten. Da belehrte sie Johannes: Wer seinen
Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht.
1
Johannes 4,10
Und Paulus forderte die Galater auf: Einer trage des Anderen
Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Galater 6,2
JESUS
Wieder hat mich das schwere Kreuz zu Boden gedrückt.
Ich knie und stütze mich mit den kraftlosen Händen, um nicht in den
Straßendreck fallen zu müssen. Der Rücken brennt wie Feuer. Meine Augen sagen:
Ich kann nicht mehr.
Ich höre die Soldaten schreien: Da kommt einer. Packt
ihn. Er muss das Kreuz tragen. Der ist sicher einer seiner Anhänger. Das ist
doch eine Ehre für ihn, das Kreuz des Königs der Juden zu tragen.
Entsetzlich, wie sie brüllen, lachen, spotten. Ich
will bitten: Lasst ihn gehen. Aber da spüre ich, wie jemand das Kreuz von
meinen Schultern hebt. Ich schweige und erhebe mich unter größter Anstrengung.
Und Schritt für Schritt gehe ich weiter.
Der hinter mir, vielleicht ein Bauer, der von der
Feldarbeit kommt, trägt das Kreuz. Mein Kreuz. Er trägt es wortlos, ohne
Widerrede. Er könnte damals dabei gewesen sein, als ich dem Gesetzeslehrer
erklärte, dass der verachtete Samarier dem von den Räubern fast Erschlagenen
der Nächste war, weil er sich barmherzig und liebevoll um ihn angenommen hatte.
Mein himmlischer Vater, der hinter mir, der mein Kreuz
trägt, ist mein barmherziger Samarier. Segne ihn für diesen Dienst der
Nächstenliebe an mir, dem alles geraubt wurde, der fast schon erschlagen ist.
ICH
Es ist Gottes Wahrheit, die von uns allen gelebt werden
muss: Nächstenliebe ist Gottesliebe! Gottesliebe verlangt Nächstenliebe!
Vieles kann Nächstenliebe sein. Ein Gruß kann es sein,
ein Lächeln, ein Händedruck, ein tröstendes Wort, eine geschenkte Blume, ein
geteilter Apfel, eine kleine Spende, aber auch die Rettung eines Menschen in
Todesnot, die Pflege eines Kranken, die Aufnahme von Flüchtlingen, der Einsatz
als Entwicklungshelfer, das Tragen der Kreuzeslast des Nächsten …
Als
mein Vater aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, kam unerwartet
ein Kamerad, der mit ihm im Gefangenenlager gelitten hatte, auf Besuch. Er
brachte ihm in dieser Notzeit einen Korb mit Brot, Erdäpfeln, Schinken und Wein
und sagte: Schurl, das ist mein Dank, weil du damals im Lager die Futterrübe,
die du gefunden hast, mit mir geteilt hast. Wir starben ja fast vor Hunger.
Dann geben sich die beiden Männer die Hand und sie weinten …
Die Welt ist klein.
Das Herz und die Liebe müssen groß sein.
Jesus, ich schau auf dich.
Jesus, schau du auf mich.
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