Jesus, unser armer Bruder, der uns reich beschenkt
GOTT
Immer höre ich auf die Armen, die elend, voller
Schmerzen und gebeugt sind, die ich durch meine Hilfe aufleben lasse.
Psalm
69,30 und 33f
So versprach auch mein Menschensohn Jesus seinen
Zuhörern: Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Matthäus 5,3
Seinen Jüngern gebot er, nichts auf den Weg
mitzunehmen, kein Brot, kein Geld im Gürtel.
Markus 6,8
Als er im Tempel die Verkäufer und Geldwechsler fand,
machte er eine Geißel und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus. Das Geld der
Wechsler schüttete er aus.
Johannes 2,14f
Und er warnte das Volk: Ihr könnt nicht beiden dienen,
Gott und dem Mammon.
Matthäus 6,25c
JESUS
Wir sind angekommen. Auf Golgota. Die Soldaten nehmen
das Kreuz von meinen Schultern, legen es dorthin, wo es aufgerichtet werden
soll. Mein Gewand klebt an den vielen Wunden, die die Geißel mir geschlagen
hat. Sie reißen es mir vom Leib. Der Rücken blutet und brennt wie Feuer. So
machen sie es auch mit dem vor mir und dem hinter mir.
Mein schönes Kleid mit dem Stern des Königs David. Das
Geschenk meines lieben Freundes Lazarus, das er mir gab, nachdem ich ihn ins
Leben zurück gerufen hatte.
Die Soldaten verteilen meine Kleider unter sich, über
mein schönes Gewand werfen sie das Los. Jetzt bin ich der Ärmste der Armen.
Ärmer kann ich nicht mehr werden. Nackt bin ich wie Adam im Paradies, bereit
für die Heimkehr in den Garten meines himmlischen Vaters.
Mein Gott, wenn ich zu dir komme, möchte ich dir
wenigstens einen Menschen mitbringen, damit ich nicht allein vor dir stehe.
Vielleicht will der eine der beiden, die mit mir gekreuzigt werden, mitkommen
in dein Reich. Er hat nach mir gerufen.
ICH
Klara von Assisi (1194 – 1253), inspiriert und geführt
vom Hl. Franziskus, lebte mit ihren ersten Gefährtinnen in San Damiano
außerhalb der Stadtmauern von Assisi in radikaler Armut. Sie kämpfte um die
Erlaubnis, ohne festen Besitz als Ordensgemeinschaft leben zu dürfen, was der
Papst für alle Orden ablehnte. Da sie nicht nachgab, bekam sie am 10. August
1253 von Papst Innozenz IV. die Bulle mit dem „Privileg der Armut“. Am nächsten
Tag starb sie. Nie mehr nach ihr wurde ein solches Privileg erteilt.
Als Franz von Assisi (1182 -1226) im Sterben lag, ließ
er sich an seinem Lieblingsort neben der Kapelle von Santa Maria degli Angeli
nackt auf den Boden legen. Arm und nackt wie Jesus, sein von ihm über alles
geliebter Herr, wollte er sterben. Im Morgengrauen des 4. Oktober 1226,
umgeben von seinen weinenden ersten Gefährten, vollendete er sein Leben in der
radikalen Nachfolge Jesu, während die Vögel ihr Morgenlied zum Himmel jubelten.
Arm und nackt kommt der Mensch auf die Erde. Durch den
Tod wird er zu Asche und Staub.
Armut ist mehr als wenig oder nichts haben. Armut ist
eine innere Haltung. Wer gibt, verschenkt, teilt, wird mit Würde belohnt. Er
gleitet vom Haben zum Sein. Ein Weniger an Gütern wird zu einem Mehr an Frieden
und Seligkeit.
In der Haltung der Armut rettet uns der arme Jesus. So
werden uns die Armen retten. Papst Franziskus lebt bescheiden und arm. Er will
die Kirche zu einer armen Kirche für die Armen umgestalten.
O Stern und Blume, Geist und Kleid,
Lieb‘, Leid und Zeit und Ewigkeit
(Vers von Clemens von Brentano, 1778 – 1842).
Jesus, ich schau auf dich.
Jesus, schau du auf mich.
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