Jesus, der uns emporhebt, wenn wir gefallen sind
GOTT
Jesus, mein Sohn, sagte zu seinen Jüngern: An mir muss
sich das Schriftwort erfüllen: Er wurde zu den Verbrechern gezählt.
Lukas 22,27
Und die vielen Menschen, die ihn begleiteten, ermahnte
er: Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger
sein.
Lukas 14,27
So warnte später Paulus die Korinther: Wer also zu
stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt.
1 Korinther 10,12
JESUS
Mein Vater im Himmel, ich wollte nicht fallen. Aber
ich wusste, dass ich fallen werde, als ich das Kreuz auf meine Schultern nahm.
Gegeißelt, verspottet, mein Rücken voller Blut, knie ich nun auf dem felsigen
Boden, das Kreuz drückt mich immer tiefer. Ich kann nicht mehr aufstehen. Sie
werden mich hochreißen.
Wie oft werde ich noch fallen? Und der vor mir und der
hinter mir schleppen auch ihr Kreuz und fallen wie ich. Arm sind sie wie ich,
auch wenn sie Verbrecher sind. Ist die Welt nicht voll von Kreuzträgern? Hat
nicht jeder ein Kreuz, sein Kreuz zu tragen, auch wenn er noch so mächtig und
reich ist?
Getreten wie ein Wurm, geschlagen wie ein Hund, zum
Schlachten getrieben wie ein Lamm, reihe ich mich ein in die Scharen aller
Kreuzträger in der Welt.
Wie Schall und Rauch ist das vielstimmige Hosanna
verklungen, als ich in Jerusalem einzog und bejubelt wurde. Mein Kreuz, mein
schweres Kreuz, mach mich sanftmütig und demütig von Herzen.
ICH
Von 1956 bis 1993 war ich hauptberuflich im Dienst der Katholischen Kirche in der Erzdiözese Wien und auf Bundesebene. 1970 war ich am
Höhepunkt meiner Karriere als Laie: zugleich Sekretär der Katholischen Aktion,
des Pastoralamtes und der Wiener Diözesansynode. Ich war ein Manager geworden.
Doch auf einmal hatte ich nicht wenige Gegner, denen ich zu „mächtig“ geworden
war. Diese Situation und eine ungeheure Arbeitslast warfen mich nieder.
Kollaps, Panikattacken, viele ärztliche Untersuchungen, Diagnose: Vegetative
Distonie. Heute sagt man Burnout dazu. Ich war ausgebrannt.
Im Genesungsheim der Salvatorianerinnen bei Pitten
erlebte ich den totalen Zusammenbruch. Ich konnte nicht mehr gehen, nichts
essen, klammerte mich ans Bett, weil ich total verzweifelt durchs offene
Fenster in die Tiefe springen wollte. Meine Frau und der Studentenseelsorger
Karl Strobl konnten mich beruhigen. Ich wurde heimgebracht.
Ich lernte gehen, essen, weiterleben. Kardinal Franz König
schrieb mir einen väterlichen Brief. Ich versöhnte mich mit meinen Gegnern.
Erst nach vier Monaten konnte ich wieder Arbeiten.
Mir war klar: Ich musste ein neues, anderes Leben
beginnen. Ich musste „umkehren“ zu dir, Jesus. So wurde ich Leiter des
Bildungshauses St. Bernhard in Wr. Neustadt. Mit Weihbischof Florian Kuntner und
einigen anderen begannen wir „einfach anders zu leben“. Wir orientierten uns am
Leben Jesu und beteten miteinander.
Seither weiß ich tief in mir, dass ich unterm Kreuz,
das ich mir selber gezimmert hatte, stürzen und liegenbleiben musste, um zu
dir, Jesus, umzukehren.
Jesus, du liebst besonders die unter ihrem Kreuz
Gefallenen, am Boden Liegenden, Verzweifelten. Deine Liebe, alle Liebe ist
immer ein Geschenk. Liebe kann man sich nicht verdienen, man muss sie nur
dankbar annehmen. Jesus, danke für deine Liebe.
Jesus, ich schau auf dich.
Jesus, schau du auf mich.
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